Objektname

Nata’aska (Schwarzer Menschenfresser)

Künstler

John Fredericks

Entstehungsort

Third Mesa, Bacavi

Datierung

Unbekannt

Provenienz

Sammlung Antonio und Christin Ferretti

NONAM Inv. Nr.

2018-FE-00093

Material

Cottonwood

Maße

Höhe: 41cm

Zeremonien

Powamuya

Beschreibung

Der Zustand der tihu ist gut. Das Material scheint weder beschädigt noch überarbeitet worden zu sein. Nur die Fassung der Hose ist leicht verblichen.

Die Figur steht auf einem Sockel, der sich aus zwei Teilen zusammensetzt. Diese Teile unterscheiden sich stark in ihrer Oberflächenbeschaffenheit: Die untere glatt geschliffene Holzplatte ist deutlich größer als der oben aufliegende kleinere Sockel, welcher dunkler ist und viele unregelmäßige Wölbungen aufweist. Auf diesem steht die Figur aufrecht, die Füße sind mit leichtem Abstand parallel zueinander ausgerichtet. Die Arme hängen locker an den Seiten herab. Die linke Hand umfasst einen ungespannten Bogen und die rechte Hand ein großes rotes Schild, das an einem gelben Griff gehalten wird. Das markanteste Merkmal des braunen Kopfes ist das große und lange Maul, das weit geöffnet ist sodass zwei Reihen spitzer weißer Zähne sichtbar sind. Über dem Maul, auf der Oberseite des Kopfes, ruhen zwei plastisch ausgearbeitete braune Augäpfel, die von einer gleichmäßigen weißen Linie seitlich umrandet werden. Auf den Wangen sind zwei ineinandergreifende gewölbte Linien in Weiß zu sehen und die seitlich am Kopf platzierten und nach oben geschwungenen spitzen Hörner werden durch blaue ebenfalls geschwungene Linien verziert. Die tihu hat braune Haare, die ihr in dicken Strähnen ins Gesicht fallen. Am Hinterkopf ist ein Federkranz befestigt, der wie ein Pfauenrad aufgeschlagen ist und mit seinen hellen Spitzen eine Art Heiligenschein erzeugt. Der Kopfbereich findet seinen Abschluss nach unten hin durch eine breite Halskrause, die eine fellähnliche Struktur aufweist.

Der Körper der tihu wirkt im Kontrast zum Kopf schmächtig und klein. Auf dem Brustbein ruht ein großes konvexes Schmuckelement aus blauen Steinen, das zu einer Halskette gehört. Der Oberkörper ist in ein braunes Gewand gehüllt, das in einer umgekehrten V-Form nach unten geöffnet ist, sodass eine grün karierte geknöpfte Jacke zum Vorschein kommt. Diese ist in die weiße breite Schärpe gesteckt, die um die Taille gewickelt ist. An den Beinen trägt die Figur eine blaue Hose mit braunen Streifen an den Knien. Die Füße stecken in braunen mit beigefarbenen Fransen verzierten Mokassins.

Wissenschaftliche Einordnung

Nata’aska gehört zur Gruppe der Menschenfresser-Katsinam, die im Februar als Abschluss der Powamuya-Zeremonien auftreten. Er begleitet die Menschenfresser-Frauen und Mädchen bei ihren Runden von Haus zu Haus und hilft ihnen bei der Suche nach unartigen Kindern. Diesen drohen sie damit, sie in ihren Körben mitzunehmen oder auf der Stelle aufzuessen, falls sie sich schlecht benommen und keine Lebensmittel für sie gesammelt haben. Von Mädchen verlangen sie die Zubereitung von Mais, von Jungen das Fangen von Mäusen und Ratten. Erkennbar ist diese tihu vor allem durch ihre dunkle Gesichtsfarbe, ihr langes Maul und durch das Mitführen von Pfeilen, einem Bogen und einer Säge.

Zusammen mit Nata’aska tritt auch der Onkel der Menschenfresser Tahaum Soyoko auf, der ihm optisch sehr ähnlich ist. Nata’aska ist unter Kindern einer der gefürchtetsten Soyoko, da er angeblich Kinder im Ganzen verschlingen kann. Zudem steht er immer direkt beim Verhandlungsführer der Gruppe, wenn dieser mit den Verwandten des Kindes spricht. Dabei stampft er auf die Erde und macht mit den Rasseln aus Schildkrötenpanzer viel Lärm. Seine Rolle entspricht somit exakt jener von Wiharu, dem weißen Menschenfresser (2018-FE-00092).

Der Schnitzer dieser Figur ist John Fredericks. Er wurde am 26.12.1949 in Kykotsmovi (Third Mesa) geboren. Mitte der 1980er lebte er Phoenix, wo er als Mechaniker arbeitete. Dort teilte er sich ein Zimmer mit Wilmer Kaye, der Schnitzer war, und den John oft beim Arbeiten beobachtete. So kam er selbst zur Herstellung von Holzfiguren. Das Museum of Northern Arizona widmete ihm 1988 eine Einzelausstellung, die ab 1990 durch mehrere Museen der USA tourte.

Verwendete Literatur

Colton 1959, Maxson 2001, Teiles 1991, Washburn 1980, Wright 1986, Wright 1973

Kachina House, Elektr. Ressource: https://www.kachinahouse.com/native-american-artists/john-fredericks, abgerufen am 30.05.2020

Name der/s Bearbeiter*in

Sofia Simeth

Stand der Bearbeitung

15.06.2020

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