Objektname

Angaktsina (Langhaar-Katsina)

Künstler

Neil David, Hopi

Entstehungsort

Polacca, First Mesa

Datierung

2000

Provenienz

Sammlung Antonio und Christin Ferretti

NONAM Inv. Nr.

2018-FE-00046

Material

Cottonwood (Wurzelholz der amerikanischen Pappel), Farben

Maße

27,5 x 9 x 9cm

Zeremonien

Reihentänze, Niman (Heimkehrzeremonie)

Beschreibung

Die tihu stellt eine statisch wirkende Figur mit einem großen Kopf, einem blockhaft aufgefassten zylindrischen Körper, stämmigen Beinen und schmalen Armen dar. Besonders auffällig sind Kopf und Gesicht, da sie mit Federn geschmückt sind. Die tihu ist sehr gut erhalten.

Das Gesicht der tihu ist türkisgrün gefasst und wird von schwarzen Haaren gerahmt, sodass nur ein rechteckiger Ausschnitt zu sehen ist. Auf der Kopfkrone ist ein Büschel kleiner Federn in Hellbraun und Orange befestigt. Darunter schließt sich die glatte Fläche der schwarzen Haare an, die bis auf die Schultern herabreichen. Unter dem Pony blicken zwei schwarze rechteckige Augen hervor. Anstelle des Mundes befindet sich ein dickes schwarzes Band mit weißen, grünen, gelben und roten Rechtecken. Über diesem Band ist eine Schnur befestigt, an der in regelmäßigen Abständen an langen Fäden einzelne hellbraune Federn bis zum Bauch herabhängen. Die Mund- und Kinnpartie wird durch schwarzen Stoff (oder einen Bart) bedeckt, der den Übergang zu dem Oberkörper bildet. Dieser ist in ein langärmeliges Kleidungsstück in Schwarz gehüllt, das an Schultern und Unterarmen gelb gefasst ist. Die Arme sind etwas angewinkelt und fallen bis auf die Höhe der Hüfte zur Mitte herab, wo sie leicht auf dem Bauch aufliegen. So ist die Bemalung der Unterarme gut nachzuvollziehen, auf denen feine orangefarbene Linien aufgemalt sind, die große Rauten formen. An den Handgelenken befinden sich schwarze Linien, die die Grenze zu den weißen Händen markieren.

Die Figur ist in einen mit geometrischen Formen verzierten Rock in Weiß gekleidet, der bis zu den Schienbeinen hinab reicht. Unter dem weißen oberen Teil, der an der Taille durch vertikale rote Strichpaare gegliedert ist, schließt sich ein breites horizontales Zierband an. Dieses wird von einer schwarzen und einer gelbgrünen Linie abgeschlossen. Auf dem roten Band befinden sich Symbole, die wie der große Buchstabe „A“ und wie ein vertikales Gleichheitszeichen aussehen, die als Kriegermarkierungen zu lesen sind. Unter der rechten Hand kreuzt diese den Lauf eines vertikalen Zierbands, das dieselben Symbole aufweist. Daneben findet sich ein weiteres Muster, bestehend aus fünf übereinander liegenden Quadraten, die in den Farben rot, schwarz, weiß und grün wieder Kriegermarkierungen und Treppensymbole zeigen. Darauf folgt eine gerade schwarze Linie und ein geometrisches Muster aus dreieckigen Schneckenhausformen. Am unteren Rocksaum befinden sich wieder die aufrechten Strichpaare in schwarz. Darunter stecken zwei stämmige und gelb bemalte Beine in knöchelhohen grünen Mokassins mit rot-gelben Verzierungen.

Wissenschaftliche Einordnung

Angaktsina ist ein besonders alter Katsina, der bei allen Pueblogruppen vom Rio Grande bis zu den Hopi erscheint. Er wird aufgrund des fließenden langen Haars mit dem Regen in Verbindung gebracht – Secakuku bezeichnet Angaktsina sogar als Regengott. Das mit Adlerflaum verzierte Haar und der mit Wolkensymbolen und Adlerflaum dekorierte Bart repräsentieren Wolkenbrüche und Regen.

Angaktsinam treten vor allem im Frühling als Gruppe von 20 bis 40 Katsinam in Reihentänzen auf und sind nicht nur wegen ihres melodiösen Gesangs und schönen Tanzes bei den Hopi sehr beliebt. Begleitet werden sie dabei häufig von Takurshmana, dem Gelbmaismädchen (2018-FE-00026, 2018-FE-00193).

Auf der First Mesa tritt Angaktsina auch zu Niman, der Heimkehrzeremonie der Katsinam auf – begleitet von Nuvakatsinmana (2018-FE-00003, 2018-FE-00101), dem weißen Katsina-Mädchen. Wright berichtet, dass Angaktsina dort auch schon im August gesichtet wurde, was unüblich ist, da die Hopi-Katsina zu dieser Zeit bereits nach Hause zurückgekehrt sind. Er bringt das mit den auf der Mesa lebenden Tewa in Verbindung, bei denen die Katsina das ganze Jahr über anwesend sind.

Angaktsina trägt traditionell eine Rassel und einen Zweig aus Douglasienholz, beides ist bei dieser tihu nicht zu sehen. Von den Langhaar-Katsinam gibt es verschiedene Versionen, darunter einen, der barfuß ist (Katoch Angaktsina), und einen Navajo Angaktsina.

Verwendete Literatur

Schierle 2011, Colton 1959, Wright 1973, Wright 1977

Name der/s Bearbeiter*in

Ida Zürn

Stand der Bearbeitung

26.08.20

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